Das Netzwerk Mob Grazing hat andere Pionierinnen und mich gefilmt und Lernvideos über Stockmanship daraus gemacht! Auf Deutsch!! Durch gezielte Körpersprache und Bewegungsmuster wird die Arbeit mit Rindern sicherer, effizienter und vor allem stressfreier – für Mensch und Tier.
Aber das ist noch nicht alles: Es wurden Stockmanship-Anleitungen übersetzt, weiterführende Literatur zusammengestellt und ein lustiges Lernspiel entwickelt. Diese Ressourcen findest du kostenlos auf https://www.mob-grazing.de/stockmanship
Das Ziel: Stockmanship in Deutschland bekannt und zugänglich machen. Schau rein und entdecke, wie du den Umgang mit deinen Tieren revolutionieren kannst!
Welche Fragen hast du zu Stockmanship? Kommentiere gern unter den Videos – dann werden sie auch von anderen Menschen gefunden. 🙂
Stockmanship in Kürze
Stockmanship ist eine wesentliche Praxis im entspannten Umgang mit Nutztieren, die auf respektvoller Kommunikation zwischen Mensch und Tier basiert. Besonders in der Beweidungsmethode des Mob Grazing, bei der Rinder in regelmäßigen Abständen umgestellt werden, ist es entscheidend, die Tiere stressfrei zu führen. Durch gezielte Körpersprache und das Verstehen der natürlichen Verhaltensmuster der Tiere kann der Mensch sicherstellen, dass diese sich sicher und wohlfühlen.
Achtsame Haltung gegenüber Rindern
Eine achtsame Haltung fördert nicht nur das Wohl der Tiere, sondern erleichtert auch die Arbeit der Landwirtin. Der respektvolle Umgang mit den Tieren trägt zur Effizienz und Nachhaltigkeit der Landwirtschaft bei. Das Konzept von Stockmanship unterstützt also nicht nur die täglichen Aufgaben wie das Umtreiben der Herde, sondern sorgt auch für eine langfristig gesunde und produktive Tierhaltung.
Kooperation im Zonenkonzept
Ein zentrales Element ist das Einhalten der persönlichen Zonen der Tiere, was den Stress minimiert und die Zusammenarbeit fördert. Der Mensch wird dabei nicht als dominanter Akteur wahrgenommen, sondern als Partner, der das Wohl der Tiere im Blick hat. So entstehen nicht nur gute Arbeitsbedingungen, sondern auch eine vertrauensvolle Beziehung zwischen Tier und Mensch, die für eine neue Art Landwirtschaft in meinen Augen wünschenswert ist.
Tauche ein in die Methode des stressarmen Umgangs mit Rindern, geleitet von mir, Anja Hradetzky, einer erfahrenen Trainerin für wesensgemäße Tierhaltung und Öko-Bäuerin.
Wir treffen uns bei einer Bäuerin, die ihr Wissen gern praktisch an ihren Rindern vertiefen möchte. Innerhalb von 3 Stunden bring ich euch die wichtigsten theoretischen Details bei und dann üben wir mit einer kleinen Rinderherde die Stockmanship-Fähigkeiten ein.
Beim Stockmanship kommunizieren wir durch unsere bewusste Körperhaltung und gezielte Bewegungen. Du lernst die Grundlagen der Kuh-Psychologie, die Motivatoren von Rindern und das Zonenkonzept kennen. Wir üben, wie man mit minimalem Druck die Aufmerksamkeit der Herde lenkt und die Tiere ruhig und sicher bewegt.
Besonders eindrucksvoll wurde die Erfahrung beim letzten Seminar so beschrieben: „Plötzlich sprachen wir ihre Sprache und die Verständigung war viel stressärmer als gewöhnlich möglich.“ Dieser Moment der nonverbalen Verbindung zwischen Mensch und Tier ist das Herzstück unseres Seminars und zeigt, wie einfach und effektiv diese Methode sein kann.
Melde dich jetzt an und sichere dir deinen Platz in diesem praxisnahen und lehrreichen Workshop!
Die Teilnehmeranzahl ist begrenzt. Weitere Informationen und Anmeldung unter: hallo@anjafeierabend.net
Ich freue mich auf deine Teilnahme und darauf, gemeinsam eine neue Ebene der Kommunikation mit Rindern zu entdecken!
Der Umgang mit Rindern erfordert ein tiefes Verständnis ihrer Kommunikation und Gruppendynamik. Dieser Erfahrungsbericht zeigt, wie Techniken des Stockmanship, inspiriert von Bud Williams, die Arbeit mit einer Herde deutlich erleichtern können. Mit gezielten Methoden lassen sich Herausforderungen im Alltag eines Mutterkuh-Betriebs effektiv bewältigen.
Ein Tag auf einem Mutterkuh-Betrieb
Gestern hatte ich die Gelegenheit, einen sehr gut geführten Mutterkuh-Betrieb zu besuchen. Ich wurde eingeladen, um Tipps zu geben, wie der Umgang mit den Tieren weiter verbessert werden kann. Während vieles schon gut funktionierte, stießen die bestehenden Strategien gelegentlich an ihre Grenzen.
Herausforderungen im Umgang mit den Tieren
Ein wiederkehrendes Problem auf dem Betrieb war, dass sich die Bullen normalerweise gut in den Korral locken ließen. Doch wenn ihnen die Situation zu gruselig wurde und sie umdrehten, war es schwierig, sie entspannt zurück in die Umzäunung zu führen. Der Schrot-Eimer, der normalerweise als Lockmittel dient, verlor dann seinen Reiz. Der Appetit war einfach nicht groß genug.
Ein weiteres Thema war, dass die ängstlicheren Tiere oft nicht motiviert werden konnten, in den Fangstand zu gehen.
Beobachtungen und erste Tipps
Ich begann den Tag damit, das Team beim Aussortieren von zehn Färsen aus einer 30-köpfigen Gruppe zu beobachten. Schon dabei konnte ich erkennen, was gut lief, und gezielte Hinweise geben. Besonders positiv fiel mir auf, wie aktiv sich die beiden Auszubildenden einbrachten. Oft erlebe ich, dass Chefs die Arbeit dominieren und Mitarbeiterinnen sich zurückhalten, aus Angst, Fehler zu machen – vor allem, wenn jemand von außen zuschaut.
Weil sich alle mit ihren Treibe-Fähigkeiten zeigten, konnte ich jedem gezielte Rückmeldungen geben. Der Workflow beim Aussortieren war sehr gut: Die Tiere wurden zügig sortiert, und die Anordnung der Tore war sowohl für die Menschen als auch für die Rinder schüssig.
Ich habe davon mal ein Foto gemacht:
Diskussion über Korral-Aufbau
Nach dem Aussortieren der Tiere und deren Verladung sprachen wir über den geplanten Umbau des Korrals. Zur Debatte stand der Einsatz eines halbrunden Gitters für 800 €. Ich schlug vor, stattdessen eine kostengünstigere und effektivere Lösung mit Gittern für die Bud Box nach Bud Williams (€ 300) zu verwenden.
Die Bud Box hat sich in der Praxis als extrem schlüssig für die Tiere erwiesen. Die Tiere gehen hinein, drehen sich um und wollen zurück. Zu diesem Zeitpunkt schließen die Menschen ruhig das Eingangstor und öffnen den Treibgang. Da die Rinder bereits in diese Richtung blicken, folgen sie der Öffnung fast von selbst.
Ein durchdachter Aufbau spart Zeit und Stress: In Deutschland wird jedoch häufig an der Länge des Treibgangs oder an Unterteilungsschiebetoren gespart. Das ist schade, denn ein gut durchdachter Ablauf steigert den Durchsatz im Fangstand deutlich und verringert den Stress für Mensch und Tier.
Pause einlegen und Druck reduzieren
Bevor die letzten Tiere geholt wurden, empfahl ich eine kurze Pause. Erfahrungsgemäß neigen Menschen dazu, am Ende eines langen Tages in Eile zu geraten („Gleich Feierabend, jetzt noch schnell die letzten“). Diese Eile überträgt sich auf die Tiere, vor allem auf die sensibelsten, die vorher bereits erfolgreich ausgewichen sind. Mit mehr Ruhe und gezielten, vorsichtigen Impulsen lassen sich diese Tiere beim nächsten Mal deutlich entspannter behandeln.
Nach dem Mittagessen ging es zur Bullenherde. Zehn Tiere sollten für die Schlachtung verladen werden. Die Tiere sammelten sich gut und liefen in Richtung Fangstand. Doch statt sie ruhig hineinzutreiben, setzten die Menschen auf Tempo, indem sie mit einer Litze hinter den Tieren herliefen. Der Schwung war so groß, dass die halbe Herde direkt auf den Anhänger lief – und ebenso schnell wieder herunter.
Dass sie direkt wieder runterkommen ist der ganz normale Ping-Pong-Effekt: ungefähr mit der gleichen Energie, mit der sie an irgendeinen Zaun getrieben werden, rennen sie auch wieder zurück – auf uns Menschen zu. Deshalb ist es angenehmer für beide Seiten, ruhig in den Korral einzutreiben.
Ich erklärte, dass die Tiere die schon auf dem Anhänger waren und sonst durch Schläge auf den Kopf zum Drinbleiben animiert wurden, lieber wieder runter gehen dürfen, denn wenn sie keine schlechten Erfahrungen gemacht haben auf dem Hänger, gehen sie auch noch ein 2. oder 3. Mal rauf. Oben ist ja nichts schlimmes passiert! So haben wir Menschen auch die Möglichkeit, ängstlichere Tiere mitzuschicken beim nächsten Anlauf oder vor der Gruppe zu positionieren, sodass die Hierarchie-Höheren sie quasi hochtreiben.
Es gab einen Zwischentor auf dem Anhänger, das genutzt werden konnte, sodass die beiden ängstlichen Tiere, die zurückblieben, eigentlich nicht so viel Angst hätten haben müssen (aus unserer menschlichen Sicht) auch noch auf den Hänger zu gehen. Aus deren Sicht blickten sie jedoch vielen gefährlichen, ranghöheren Tieren direkt ins Gesicht und so erforderte es sehr viel Druck, sie zum Reingehen zu veranlassen. Letztlich hatten sie mehr Respekt vor ihren Artgenossen, als vor uns Menschen. Das können wir nur außerhalb so einer Druck-Situation einüben, z.B. indem wir einmal aus dem Koppelfahrzeug aussteigen bei der Kontrolle und alle Tiere ruhig zum Gehen auffordern. Das muss nicht täglich sein! Jede Interaktion hat einen Trainingseffekt.
Training für sensiblere Tiere
Auch bei den sensibleren Tieren zeigte sich, wie wichtig Training in stressfreien Situationen ist. Zum Beispiel können wir bei der Routinekontrolle aus dem Fahrzeug aussteigen und die Tiere ruhig zum Gehen auffordern. Jede Interaktion hat einen Trainingseffekt, und es muss nicht täglich geübt werden.
Die hibbeligen Färsen?!
Nach dem Mittagessen sind wir auf die Färsenweide gefahren. Bei einer vergangenen Herdenaktion wurde mit den Tieren zwei Wochen lang das Einfangen probiert. Der Appetit auf die Lockmittel war nicht groß genug gewesen und nur nach und nach konnte die Umzäunung verkleinert werden.
Als wir kamen sind sie auch direkt bis in die letzte Ecke davon gerannt. Auf dem Rückweg von dieser Ecke zum möglichen Korral, gab ich sehr sehr sanfte Impulse, um die Fluchtdistanz von 50m zu verringern. Die MitarbeiterInnen übten sich in dieser Körpersprache und die jungen Rinder verstanden immer besser, dass wir nicht wirklich gefährlich sind, sondern jetzt zwar keinen Getreideschrot dabei haben, aber plötzlich ihre Sprache sprechen.
Auf der Färsenweide zeigte sich, wie effektiv sanfte Impulse sein können. Mit Ruhe und klarer Körpersprache verringerten wir die Fluchtdistanz der Tiere von 50 auf 3 Meter. Innerhalb von 50 Minuten gelang es, die Gruppe in den Fangbereich zu führen – eine Aufgabe, die zuvor zwei Wochen gedauert hatte. Auf Instagram habe ich davon ein Video veröffentlicht.
Wir beobachteten, welche Färsen unsere direkten und indirekten Impulse schon gut aufnahmen und welche den Kopf hoch hielten und noch sehr aufgeregt waren. Die 400m Strecke liefen wir wirklich im Schneckentempo, aber letztlich dauerte es nur 50min (inklusive Einüben dieser ruhigen Impulse für die Menschen) und nicht 2 Wochen, bis die Gruppe im Fangbereich war. Diesen sicherten wir mit einer Litze als Umzäunung und dann wurde es noch einmal enger.
„Wie können wir sie jetzt sortieren?“ war die Frage und so übten wir, inzwischen mit einer Fluchtdistanz von 3 Metern das Drehen, langsame Starten und Stoppen der Tiere und Teilen der Herde. Dabei bestand die Einzäunung nur aus einer blauen, dünnen Litze ohne Strom.
Es war sehr schön zu beobachten, wie durch die Anwendung der Stockmanship-Methode die Färsen versuchten, uns zu verstehen – oft verdutzt wie vorsichtig die Menschen bewegen können und wie leicht die Pause zu erreichen war, nur mit 2-3 Schritten in die gewünschte Richtung der Menschen! Plötzlich sprachen wir ihre Sprache und die Verständigung war viel stressärmer als gewöhnlich.
Fazit: Die Sprache der Rinder sprechen
Es war faszinierend zu sehen, wie die Tiere unsere Sprache zu verstehen begannen und immer schneller auf subtile Signale reagierten. Mit Geduld und Respekt können wir die Zusammenarbeit zwischen Mensch und Tier entscheidend verbessern.
… und informier dich gleich mal über den nächsten Stockmanship-Kurs! 🙂
Ich war mit den Milchkühen, kleinen Kindern und der komplexen Milchprodukt-Vermarktungsarbeit ganz schön überfordert und habe im Oktober aufgehört zu melken. Inzwischen kehrt etwas Ruhe ein und ich bin sortierter.
Mit Lisa biete ich jetzt Auszeiten mit Pferden auf der Weide an. Für Frauen im geschützten Kreis. Die tun mir auch selbst sehr gut. Fühl dich herzlich eingeladen!
Und komm natürlich gern zum Stockmanship-Kurs am 16.9. im Nationalpark Unteres Odertal!
Ich freu mich auf deine Anmeldung via e-Mail: cowgirl87@proton.me
Ganz gruselige Sache – die Wölfe sind aktiv. Damals in Zempow war auch einer unterwegs und hat seine gleichmäßige Pfotenspur im Schnee hinterlassen. Wenn ich morgens mit den Hunden meine Koppelrunde gedreht habe, konnte ich beobachten, wie aggressiv die Mutterkühe gegen die Hunde angehen, wenn nachts der Wolf da war.
Der Kanadier Brian Delinte hielt kürzlich darüber einen Vortrag, welche Lösungsansätze er hat.
Ann Seng schreibt in ihrem Blog davon:
In seinem Vortrag erzählte uns Brian von den Erschwernissen, mit denen sie als Schaf- und Rinderzüchter in Kanada klar kommen müssen. So gibt es in Alberta zwar sehr viel Land um große Schaf- und Rinderherden zu halten, es kommt jedoch immer wieder zu Übergriffen auf die Herden durch Raubtiere. Zu diesen zählen zum Beispiel Wölfe, jedoch auch Grizzly Bären, Braunbären und Pumas. In Kanada ist es häufig erlaubt die Wölfe zu erschiessen. Brian verwies jedoch darauf, dass es sich dabei nur um eine kurzfristige Lösung handele.
Im Gegenteil setzt er darauf, Veränderung im Verhalten der Herden frühzeitig erkennen und einzugreifen, bevor Herdentiere gerissen werden. Sind Kuhherden zum Beispiel gestresst, ist es durchaus möglich, dass ihnen seit mehreren Tagen Wölfen auf der Spur sind, die die Herde bereits „testen“ um zu sehen ob sie hier leichte Beute machen könnten.
Erkennt man nun, dass eine Herde „getestet“ wird, hat man die Möglichkeit die Herde in ein anderes Gebiet zu treiben oder bereits geschwächte Tiere aus der Herde zu entfernen. Dies beugt einem Wolfsangriff vor. Weiterhin versucht man auf Brians Ranch, den Rindern beizubringen, sich selbst zu schützen. So werden vor allem im Winter die Herden abends zugefüttert um sie zusammen zu treiben und sich so gegenseitig Schutz zu bieten. Denn wenn die Mutterkühe ihre Kälber in dem Schutz der ganzen Herde unterbringen, wird es für Raubtiere wie Wölfe deutlich schwerer, an ihre Beute heran zu kommen.