Dezentral Schlachten für ein würdevolles Ende?

Ich bin Temple Grandin sehr dankbar für ihr Wirken: die Hälfte aller Rinder in den USA läuft dank ihr stressärmer durch Schlachthöfe, weil die Mitarbeiter in der LSS-Methode geschult und die Gebäude psychologisch sinnvoll konzipiert und umgebaut wurden. Hier ein Beitrag dazu, mehr und direkt auf der Webseite von Temple Grandin.

Schon als ich in Kanada war, fand ich es Wahnsinn, dass es auf einer Fläche von Deutschland nur eine Schlachtstätte gab! Alle Tiere wurden dorthin gekarrt. Eine Massenabfertigung. Die Versuche der Rancher vor Ort (um Meadow Lake, Saskatchewan) eine dezentrale Schlachtung, Verarbeitung und Vermarktung aufzubauen schlug trotz schon getätigter Investitionen fehl – immer wieder wurden ihnen von Seiten der Behörden Steine in den Weg geräumt, an denen sie schließlich scheiterten.

Ich verstehe nicht, wieso man in irgendeiner Weise von einer humanen Schlachtung sprechen kann. Selbst der Kugelschuss auf der Weide ist nicht menschlich, vielleicht aber ethisch hochwertiger?! Jedenfalls wird dem Tier der Transport erspart – ist es moralisch einwandfrei das Tier in seiner eigentlich schützenden Herde zu schießen? Wäre es nicht angebracht, jedem Lebewesen, das getötet wird, in die Augen zu sehen und ihm zu sagen, dass es sterben wird?

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Am Wochenende findet in Wietze eine Demonstration von Wir haben es satt! statt. Hier ein Auszug aus dem Aufruf:

430.000 Hühner sollen täglich im niedersächsischen Wietze geschlachtet werden. Europas größter Schlachthof für Geflügel wurde mit 6,5 Millionen Euro aus Steuergeldern subventioniert. Der Megaschlachthof ist ein Symbol für die Agrar- und Lebensmittelindustrie und steht wie kaum ein anderer Ort für deren Praktiken:

Megaställe, die bäuerliche Landwirtschaft verdrängen und Anwohner, Regionen und Umwelt belasten.
Tiere, die auf viel zu engem Raum und mit Hilfe von Antibiotika qualvoll gehalten werden.
Bauern, die keine fairen Preise für ihre Erzeugnisse bekommen und von der Agrarindustrie verdrängt werden.
Fleisch, das in Überschüssen produziert und zu Dumpingpreisen in die Länder des Südens exportiert wird, wo es kleinbäuerliche Märkte zerstört.
Menschen, die in Schlachthöfen zu Dumpinglöhnen und unsozialen Bedingungen arbeiten.
Futter, das vielerorts in Monokulturen angebaut wird und in Lateinamerika zu Landkonflikten führt.
Gülle, die Böden und Trinkwasser verseucht.
Essen, dem wir nicht vertrauen können.

Kleine, dezentrale Schlachthöfe müssen häufig schließen, weil sie die EU-Normen nicht mehr erfüllen können. Aber auch, weil die meisten Konsumenten dann halt doch im Discounter Fleisch kaufen und nicht mehr beim Metzger im Dorf.

Mir ist es wichtig, weiterhin mit Verbrauchern in Kontakt zu sein und in Gesprächen für Aufklärung zu sorgen. Denn Fragen gibt es viele, Alternativen wie Solidarische Landwirtschaft, bei denen ein direkter Bezug zum Tier möglich wäre, begegnen einem nicht unbedingt auf der Straße.